Melancholie und verzweifelte Sinnsuche kennzeichnen Tschechows bekanntestes Stück „Drei Schwestern“ ebenso wie euphorische Aufbruchsstimmung und utopische Leichtigkeit. In ihrem sich wie ein Mantra wiederholenden Aufschrei „Nach Moskau!“ steckt all das: Die Angst der drei Schwestern Irina, Mascha und Olga in der provinziellen Garnisonsstadt, in der sie seit dem Tod ihres Vaters festhängen, vergessen zu werden und die Sehnsucht nach der Kultur und Lebensfreude der Hauptstadt. Es ist nur noch eine kleine Gesellschaft, die sich an Irinas Namenstag in ihr Haus verirrt. Sind sie vielleicht längst vergessen? Zieht das Leben an ihnen vorbei, ohne dass sie noch glücklich werden und lieben? Es ist Werschinin, ein Oberstleutnant aus der Garnison, der plötzlich unter den Gästen erscheint und zur Projektionsfläche für ihre Sehnsüchte wird. Doch können sie sich aus ihrem falschen Leben befreien, dem Stumpfsinn des Alltags entfliehen und triumphieren über die Mittelmäßigkeit ihres träge gewordenen Bruders Andrej und seiner engherzigen Frau Natascha?
Ist es möglich Tschechows subtiles Gesellschaftsdrama von 1901 heute erzählen, ohne an den brutalen Angriffskrieg Putins zu denken? Wohin ziehen im vierten Akt die Soldaten, wenn sie die Kleinstadt verlassen? Und was für ein Moskau kann das sein, das so eine Anziehungskraft auf die „Drei Schwestern“ ausübt?
Zur Einstimmung auf das Werk laden wir Sie herzlich zur Matinee am 03.03.2024 um 11.15 Uhr ins Foyer Großes Haus ein (Eintritt frei).