Claudia Bergs Grafiken ähneln Paradoxen: Sie sind als Blätter natürlich unveränderlich in dem, was sie sind und zeigen, und sie sind doch Bewegungen, sind Zeugnisse eines subtilen, kaum vorhersehbaren Werdens. Immer, wenn ich sie betrachte und dann den Blick abwende, sei es für Sekunden, bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie noch das selbe darstellen, wenn ich sie wieder anschaue. Diese Unsicherheit ist berechtigt. Hier huschen Bildwelten davon und sind plötzlich wieder da in einer enorm lebendigen schöpferischen Stille. Sie sind Augenblickserscheinungen, verwandt dem kindlichen Staunen darüber, dass etwas ist und was da ist. Sie haben einen unsichtbaren Raum im Rücken, eine Art ungestalte Tiefe des Möglichen, und immer werde ich überrascht: Jeder Strich ist völlig gewiss, muss so sein, wie er ist, und er ist doch ein Erkunden, Versuch, ein Keim. In diesem Keimhaften, das doch zugleich auf seine Weise vollendet ist, wird mir auch die warme Menschlichkeit, welche die Grafiken Claudia Bergs auf mich ausstrahlen, klarer.
Sie ist mit dem Musilschen “Möglichkeitssinn” unterwegs in der Wirklichkeit, der sie sich doch verpflichtet weiß. Sie ist mit dem Unsichtbaren beschäftigt, das in all dem liegt, was wir sehen. So trägt sie eine melancholische (und substantielle) Flüchtigkeit, eine heimliche Frage in jede Gestalt ein: Warum ist das, was ist, das, was es ist? Diese Frage hat keine Antwort, aber einen Grund. Er kann nicht benannt oder abgebildet werden, er erscheint, als Sehnsucht, als Nachbild … Christian Lehnert
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Mo. 10-12 Uhr, Di. 10-17 Uhr, Mi. 10-12 Uhr, Do. 10-14 Uhr, Fr., Sa. 10-12 Uhr, So., Ft. geschlossen
Kontakt:
Galerie im Bürgerhaus
Louis-Anschütz-Str. 28
98544 Zella-Mehlis
Tel.: 03682/40317, E-Mail: galerie@zella-mehlis.deDetails über die Veranstaltung.